Sonntag, 26. Juni 2011
Tag 12: A long and lonesome road
Nach erholsamer Nacht im Tiefschlaf erwachten wir in Flaggstaff Arizona. Da ich wunderbar geschlafen habe und mich top fit fühlte, entschied ich mich dafür, die lange Strecke nach San Diego in Angriff zu nehmen. Google sagt 8,5 Stunden Fahrt hinunter nach Phoenix und dann entlang der mexikanischen Grenze in Richtung Westen zum Pazifik. Naja, wird schon gehen. Die Fahrt war nicht sonderlich aufregend. Es geht hier, mit 75 MPH, immer nur gerade aus. Linkes Bein auf das Armaturenbrett, zurücklegen und Lenkrad gerade halten. Und das teilweise über Stunden. Einzige Abwechslung ist das Tanken, ein Kaffeestopp bei Starbucks und die drei Kontrollpunkte der US Border Control. Erwähnenswert wären auch noch die kleinen Sandtwister, die man sehr häufig sieht, ganze Wälder riesiger Kakteen, die Fahrt durch die Sanddünen und die Geröllberge kurz vor San Diego. Heute durfte Jasmin auch mal an das Steuerrad unseres Highwaydampfers, was mir die Möglichkeit verschaffte, die letzten Berichte in den Laptop zu klimpern. Sie navigierte sicher und schnell durch die Wüstenlandschaft. Während der Fahrt schauten wir immer wieder auf das Außenthermometer, welches an diesem Tag einen Höchstwert von 46 Grad erreichte. So heiß wird es nun, da wir wieder an der Küste sind, nicht mehr werden. Und das ist auch gut so. Etwa 30 Meilen vor San Diego erschien rechter Hand das Schild, welches auf das „California Welcome Center“ hinwies. Ich erhoffte mir letzte Informationen und den einen oder anderen Geheimtipp und fuhr vom Highway ab. Es stellte sich schließlich heraus, dass dieses Welcome Center inmitten eines Outlet Centers lag. Die Stimmung auf dem Beifahrersitz wurde schlagartig ausgelassen. So teilten wir uns schließlich auf. Ich zur Informationsbeschaffung, Jasmin zum Shopping. Leider hatte das Welcome Center geschlossen. Ich glaube, dass es gar nicht wirklich existiert. Ist nur ein Trick, um die Leute hier rein zu locken. Einige Klamotten später saßen wir auch schon wieder im Auto und nahmen die letzten Meilen zum Pazifik in Angriff. In San Diego angekommen stellte sich heraus, dass ich etwas sehr Wichtiges nicht beachtet hatte. Im Urlaub ist einem der aktuelle Wochentag manchmal einfach nicht präsent. Kennt ihr doch sicher auch? Tja, es war Samstag. Samstag in einer der Urlaubshochburgen Kaliforniens. Da ich nicht wusste, ob wir die komplette Strecke schaffen werden, hatte ich kein Hotel reserviert. Die beiden Möglichkeiten, welche ich ausgesucht hatte, waren in einem Fall zu teuer und im nächsten Fall belegt. Da standen wir nun in San Diego, die Sonne war bereits am Untergehen, und hatte keine Bleibe für die Nacht. So begannen wir die Motels und Hotels am Straßenrand ab zu klappern. Leider fanden wir nur ein, für diesen Zustand total überteuertes, Motel. Doch wir hatten keine andere Wahl. Hier war es echt gruselig. Alles war total herunter gekommen und überall tropften die Wasserhähne und Abflussrohre. Später bemerkte ich noch, dass der Klempner des Hauses wohl auch für das Internet zuständig ist. Das funktionierte nämlich auch nur tröpfchenweise. Kurz, diese Unterkunft war eine Katastrophe. Das einzig Gute war jedoch, dass wir durch die Lange Fahrt einen kompletten Tag am Pazifik gewonnen hatten. Für morgen haben wir dann auch gleich ein Motel 6 klar gemacht. Wie lange wir in San Diego bleiben werden, entscheiden wir morgen. Geplant ist dann eine Fahrt in die Stadt, die Besichtigung des Flugzeugträgers USS Midway und Baden im Pazifik.
Fazit: Lange Strecken sind hier kein Problem und Reservieren macht Sinn.

Die, heute weniger spektakulären, Bilder gibt es wieder hier:
http://www.flickr.com/photos/svenis/



Tag 11: From canyon to canyon
Lulu's sleep ezze motel, „ezze“ bedeutet wohl verschwitzt. Die Nacht war sehr heiß und die Klimaanlage zu laut. Jasmin konnte trotzdem gut schlafen, mal wieder diagonal über das gesamte Bett verteilt. Ich konnte hingegen kaum schlafen. Doch auch diese Nacht ging vorüber und ein neuer, wolkenloser, Tag brach über Arizona herein. Da unser erster Termin an diesem Tag erst 12:15 Uhr begann, hatten wir den Vormittag zum Ausschlafen, gemütlich Frühstücken und cool Baden verplant. Das Wasser des Lake Powell war mal wieder eine echte Wohltat in der Hitze und Trockenheit dieser Gegend. Auch diesmal konnten wir die lustigen Amis bei ihren hochmotorisierten Wassersportaktivitäten beobachten. So verging die Zeit bis Mittag sehr schnell und erholsam. Mit deutscher Pünktlichkeit erreichten wir das Büro der Outdoorfirma, bei der unsere liebe Lulu den Ausflug zu den Antelope Canyons gebucht hatte. Da diese Gegend den Navajo-Indianern gehört, darf man nur in Begleitung eines Indianers in den Canyon. Das sich die roten Brüder dabei eine goldene Nase verdienen, sei ihnen vergönnt. Wir wurden also zusammen mit 4 weiteren Touristen, zwei Mädels aus USA und einem jungen Paar aus Japan, in einen Jeep verfrachtet. Unsere Fahrerin und Führerin war eine Navajo-Frau namens Jacky. Anfangs war sie noch etwas ruhig, wurde aber zusehends lustiger. Die Fahrt war im letzten Abschnitt sehr offroadig. Wir fuhren durch den so genannten Wash des Antelope Canyons. Ein Wash ist bei Unwetter ein reisender Fluss, aber die meiste Zeit des Jahres eine furztrockene Mulde. Hier kann es passieren, dass man, obwohl keine einzige Wolke zu sehen ist, von einer Springflut überrascht wird. Nämlich genau dann, wenn es in den, viele Meilen weit entfernten, Rocky Mountains ein Unwetter gibt. Da sich dem Fluss an dieser Stelle seit Jahrmillionen eine Sandsteinformation entgegenstellte, bastelte sich das Wasser einen unglaublich schönen, engen Weg hindurch. Früher suchten an dieser Stelle Antilopen Schutz vor der Hitze der Wüste und dienten somit als Namensgeber.
Wir stellten also unser 4WD am Eingang dieses Naturwunders ab und gingen hinein. Das erste was einem auffiel sind die Horden an Hobbyfotografen. Sobald man dann selbst erste Bilder gemacht hat, wird einem auch klar warum. Die einzigartigen Formen, zusammen mit der, von oben einfallenden, Mittagssonne erzeugen eine einzigartige Atmosphäre aus Licht und Farbe. Selbst unsere Kamera, die sich als zu schwachbrüstig heraus gestellt hatte, konnte ganz gute Bilder schießen. Jacky zeigte uns die besten Stellen und war sich auch nicht zu schade mit unseren Kameras Bilder zu schießen, selbst im Liegen. Und glaubt mit, die konnte wirklich gut fotografieren. Ich denke, dass sie im Laufe der Jahre schon jedes Kameramodell dieser Welt in der Hand hatte. An besonders schönen Ecken der oben offenen Höhle sammelten sich auch besonders viele Fotografen und es wurde, um besondere Effekte zu erzeugen, immer wieder Sand in die Höhe geworfen. Uns hätten etwas weniger Menschen besser gefallen, aber Alles in Allem ist das schon der Hammer an Formen und Farben. Nachdem wir auch die holperige Rückfahrt überstanden hatten, ging es kurz in den Supermarkt um kühle Getränke zu kaufen. Dann ab ins Auto und auf in Richtung Grand Canyon. Von dieser Attraktion trennte uns 3 Stunden Fahrt. Da auch diese Fahrt durch herrliche Landschaften führte verging die Zeit wie im Fluge. Erste Ausläufer des Gand Canyon deuteten sich an. Wir fuhren über eine Hochebene und zur Rechten sah man, natürlich nur wenn man genau hinsieht, den Spalt. Man kann sich nicht vorstellen, das es dort mal eben 1000 Meter in die Tiefe zu den Ufern des Colorado Rivers geht. Als wir den Eingang des National Parks überwunden hatten, dank unseres Interagency Passes ohne zu zahlen, fuhren wir den ersten Aussichtspunkt an. So standen wir am Dessert View und schauten in das riesige Loch vor uns. 1600 Meter! geht es hier in die Tiefe. Das andere Ende ist zwischen 13 und 26 Meilen entfernt. Ganz unten fließt der winzige Colorado River, der über Jahrmillionen hinweg dieses Wunder geschaffen hat. Man kann die Größe nicht wirklich fassen, geschweige denn fotografieren. Versucht haben wir es trotzdem. So fuhren wir nun die einzelnen Aussichtspunkte entlang der Straße bis zum Visitor Center ab. Besonders schön und aufregend war es für uns am Grand View Point. Warum das so war, erfahrt ihr, wenn ihr die Bilder genau anseht oder abwartet bis wir wieder zu hause sind.
Als wir den National Park verließen ging die Sonne bereits unter. Wir hatten aber noch eine 2-Stunden-Fahrt nach Flagstaff vor uns. Es war 9 Uhr als wir unser Motel 6 erreichten. Schnell schliefen wir nach einem weiteren Tag der extremen Eindrücke ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen genauen Plan für den nächsten Tag. Es gab zwei Varianten, entweder über Kingman und die Route 66 nach Needles in der Maove-Wüste oder eine lange Tour bis nach San Diego am Pazifik. Ich beschloss, dies am nächsten Tag zu entscheiden.
Fazit: Es gibt manchmal Dinge die noch schöner als die Naturwunder sind.

Die farbigen Abbildungen des Tages:
http://www.flickr.com/photos/svenis/