Donnerstag, 30. Juni 2011
Tag 16: The sky, the ocean and a road
Der allmorgendliche Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes. Der Himmel war wolkenverhangen, es war trüb und vor allem kühl. Inzwischen kannten wir aber das Wetter an der Pazifikküste. Am Tag hat die Sonne das Sagen, sobald sie jedoch am Abend an Kraft verliert, schickt der riesige Pazifik Wolken, Nebel und Kälte ins Land. Trotzdem wollten wir auf Nummer Sicher gehen, und so hieß es, nach zwei Wochen in kurzen Hosen und FlipFlops, wieder lange Hosen und Schuhe mit Strümpfen zu tragen.
Auch heute war der erste Gang des Tages der zu Starbucks. Mit frischem Kaffee machten wir uns, auf dem alten Highway 1, auf in Richtung Norden. Anfänglich verläuft dieser noch wenig spektakulär im Landesinneren, vorbei an unendlichen Erdbeerfeldern und Orten, an denen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen. Als die Straße wieder an der Küste ankam, beschlossen wir ein gemütliches Frühstück am Strand zumachen. Wir hatten schließlich noch ausreichend Proviant dabei. Während wir aßen konnten wir ganze Heerscharen von Kindern und Jugendlichen beim Surflehrgang beobachten. Offensichtlich ist das hier Schulsport.
Einige Weißbrote, Möhren und Tomaten später, ging es zurück auf den Pacific Coast Highway. Jetzt wurde die Strecke so richtig interessant. Als diese Straße gebaut wurde hatte man weitgehend auf Brücken und Tunnel verzichtet, und so folgt die Streckenführung den natürlichen Gegebenheiten. Da es an diesem Streckenabschnitt zwischen Ozean und Küstengebirge keinen Platz gibt, baute man die Straße an die Berge. Man muss sich sich das wie eine enge Alpenpassstraße vorstellen, nur das es ständig auf und ab geht und eine Seite immer einen unendlichen Meerblick ermöglicht. Die Ausblicke auf die raue und zerklüftete Küste sind dabei atemberaubend. Wir kamen kaum voran, da wir ständig anhalten, gucken und fotografieren mussten. Auch hier bemerkten wir wieder wie zutraulich die Tiere sind. Streifenhörnchen, die um Nahrung betteln, und Möwen, die sich einem fast auf die Schulter setzen. Ein besonderes Highlight sind die Kolonien der Seeelefanten die hier an den Stränden und auf vorgelagerten Felsen leben. Die Tiere, die wir bewundern durften, waren jedoch extrem faul und sonnten sich nur. Interessant ist es hier sicher im Herbst, wenn große weiße Haie an dieser Küste auf Jagd gehen.
Einen kurzen Abstecher machten wir zum Visitor Center des Hearst Castel. Hier hat sich ein extrem reicher amerikanischer Verleger Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ein Traumschloss gebaut. Das Ganze soll wohl ziemlich abgefahren sein. Da die Amis auf so einen Kitsch stehen, war an dieser Touristenfalle auch die Hölle los. Für uns hieß das, nichts wie weg hier. Einen sehr schönen Zwischenstopp hatten wir noch an einer kleinen Bucht. Hier ergießt sich ein Wasserfall an einen schneeweißen Sandstrand, der von Felsen eingerahmt ist. Würde man von einem Strand träumen, wäre es genau dieser. Nach stundenlangen auf und ab, dieses Teilstück des Highway 1 ist etwa 100 Kilometer lang, erreichten wir Carmel. Das ist ein sehr romantischer Ort am Ufer des Pazifiks. Hier wohnen viele Reiche und Schöne, ist also ein teures Pflaster. Wir schlenderten vorbei an sehr schönen Häuschen, zwischen noch schöneren Bäumen, hinunter an den Strand und wieder zurück zum Auto. Der nächste Ort, nur 10 Meilen entfernt, heißt Montery. Hier war unsere Bleibe für die Nacht. Doch bevor wir diese aufsuchten, schauten wir uns auch diesen Ort an. Hier gibt es das weltbekannte Monterey Bay Aquarium, welches aber bereits geschlossen hatte. So besichtigten wir nur die Cannerey Row, ein ehemaliges Fischereikai, das heute mit Shops und Restaurants allerlei Touristen anzieht. Ein Blick zum Himmel deutete einen interessanten Sonnenuntergang an. Und so gingen wir zwischen Einchecken im Motel und Abendbrot noch zum Strand. Hier konnte ich einige sehr schöne Aufnahmen machen. Anschließend gab es bei Pizza-Hut noch etwas zu beißen, bevor wir ins Bett fielen.
Morgen werden wir 2000 Jahre alte und über 100 Meter hohe Mammutbäume sehen. Der Big Basin Redwood Statepark ist dann das Ziel. Übernachten werden wir in San Jose.
Fazit: Am Meer muss das Land nicht zwangsläufig platt sein und Streifenhörnchen sind meine Freunde.

Bilder von Himmel, Ozean und Straße unter:
http://www.flickr.com/photos/svenis/