Dienstag, 28. Juni 2011
Tag 14: Why lie? I need beer!
Als ich vor einigen Tagen berichtete, Vegas sei das krankeste was es gibt, kannte ich Venice Beach noch nicht. Was man da sieht hat mindestens das gleiche Niveau. Aber dazu später mehr. Unser Tag begann nach erholsamer Nacht in San Diego. In der Nacht hatte es sogar geregnet, doch nun schien bereits wieder die kalifornische Sonne und sorgte für angenehme Temperaturen. So machten wir uns, mit dem allmorgendlichen Umweg über Starbucks, auf den Weg nach LA. Unser erstes Ziel hieß dort Venice Beach. Doch erst galt es den Verkehr von Los Angeles zu überstehen. Diesen hatte ich, ehrlich gesagt, total unterschätzt. Teilweise geht es hier über zwölfspurige Autobahnkreuze, die auf dem Navi wie ein Teller Spagetti aussehen. Dazu kam, dass es Montagmorgen war, also recht voll, und die lustigen Amis Autofahren als wäre es ein Computerspiel. Eine gute Idee fand ich die so genannte Carpool-Spur, welche nur für Fahrzeuge mit 2 oder mehr Personen vorgesehen ist. Großer Nachteil dabei ist jedoch, dass sich diese ganz links befindet. Wenn dann das Navi sagt: „In 800 Metern nehmen Sie die Ausfahrt rechts“, viel Spaß. Nachdem wir drei mal die Ausfahrt verpasst oder eine falsche genommen hatten, gelangten wir doch noch an unser Ziel. Ich war inzwischen ganz schön genervt. Jetzt begann die Parkplatzsuche. Gefühlte 30 Blockrunden später hatten wir auch diese erfolgreich abgeschlossen. Nichts wie raus aus dem Auto und ab an den Strand. Erster Eindruck, der Sandstrand ist sehr breit und die Promenade sehr bunt. So schlenderten wir dann auch über die Promenade und kamen uns vor wie im falschen Film. Wir waren die einzig Normalen dort. Ich denke, bei diesen Gestalten waren einige Außerirdische dabei. Mit menschlichen Lebensformen hatte das oft nichts mehr zu tun. Über dem bunten Treiben lag ein ständiger Geruch von Marihuana. Auf der einen Seite der Promenade bieten die ansässigen Lebenskünstler allen erdenklichen Blödsinn zum Kauf an, auf der anderen Seite leben sie in teilweise abenteuerlichen Wohngebilden. Lässt sich mal wieder nur sehr schwer beschreiben. Jetzt wollten wir aber ans Wasser. In den riesigen Wellen hatten allerlei Surfer ihren Spaß. Schnell wurden wir auf eine kleine Steinformation aufmerksam, an der sich die Wellen mit großer Gewalt brachen. Dort konnten wir, wie erwartet, ein paar sehr schöne Fotos schießen. Auf dem Rückweg zur Promenade lernten wir am Strand noch Lorenzo kennen. Das ist ein Rasta-Men, der sich aus ein paar alten Trommeln ein Schlagzeug gebastelt hat und nun, mitten im Sand, einen wilden Beat zum Besten gibt. Für seine Freunde aus Germany, damit waren wir gemeint, spielte er auch ein Lied. Dazu musste er sehr lange nachdenken, um den german sound zu finden. Die meiste Zeit ist er aber damit beschäftigt sein Drummset wieder aufzubauen. Das fällt nämlich alle paar Minuten komplett auseinander. Der Mann war total fertig und zu gedröhnt, aber auch sehr lustig und nett. Wir verabschiedeten uns von Lorenzo und gingen noch einmal durch das lustige Treiben zum Auto. Es ist wie ein schlimmer Unfall, man muss trotzdem hinsehen. Ein Surfer bettelte übrigens sehr erfolgreich mit dem Schild: „Why lie? I need beer!“, was mich zur heutigen Überschrift inspirierte. Das nächste Ziel war der berühmte Sunset Boulevard, der nur wenigen Meilen entfernt begann. Inzwischen hatte ich mich an die Fahrweise der Eingeborenen angepasst und lies die Reifen ordentlich quietschen. Vom Sunset Boulevard aus machten wir einen kurzen Abstecher nach Bevely Hills. Leider kann man dort nur die Eingangstore zu den Villen der Stars sehen. Lohnt sich nicht wirklich. Am Ende des Boulevards angelangt, wollten wir unbedingt noch das berühmte Chinese Theater und einige Sterne sehen. Jetzt lernten wir allerdings die Größe von LA kennen. My lovely mister singing club, das sprengte meine Vorstellungskraft. Wenn man Hamburg, München und Berlin auf einen Haufen wirft, handelt es sich dabei, im Gegensatz zu LA, immer noch um ein Dorf. So irrten wir etwa anderthalb Stunden herum, bis wir endlich am Ziel waren. Wir fanden zum Glück recht schnell einen Parkplatz. Allerdings war die Parkuhr Teil eines Baumes. So ging ich in den Dschungel um die Parkuhr zu füttern. Wenige Minuten später erreichten wir das Chinese Theater. Hier war die halbe Straßenseite gesperrt, da lag ein roter Teppich, und ein großer Menschenauflauf kreischte wild. Schlussfolgerung, hier passiert gleich was. Wir erkannten anhand der Plakate, dass es sich um die Hollywood-Premiere des neuen Tom Hanks Filmes „Larry Crowne“ handelte. Wir passten uns der wilden Menge an, zückten den Fotoapparat und versuchten Bilder vom Geschehen zu erhaschen. Tatsächlich gelangen mir zwei Aufnahmen von Tom auf dem Motorroller. Dieser spielt im Film wohl eine wichtige Rolle. Tom brachte seine Bodyguards ins schwitzen, als er einfach mit seinem Roller vom roten Teppich abbog, um einen Ehrenrunde vor seinen Fans zu drehen. Das er dabei kurz den Verkehr zum Erliegen brachte, interessierte ihn nicht die Bohne. Zu Jasmins Leidwesen war die andere Hauptdarstellerin, Julia Roberts, nicht so extrovertiert. Als die Stars und Sternchen im Chinese Theater verschwunden waren und sich die Menge auflöste, waren auch wir erschöpft. So machten wir nur noch einige schnelle Schnappschüsse mit Sternen bekannter Stars (oder Stars bekannter Sterne?) und machten uns dann auf den Weg zum Motel 6 in einer nördlichen Vorstadt von LA. Dort gab es noch ein kurzes Abendbrot bei Denny's Dinner, bevor wir total erschöpft ins Bett fielen. Für morgen ist dann wieder ein Entspannungstag geplant. Wir werden mit der Reise auf dem Pacific Coast Highway beginnen, aber nur ein kurzes Stück fahren. Ein längerer Aufenthalt ist in Santa Barbara vorgesehen.
Fazit:Venice Beach ist ein Teil vom Mars und Tom Hanks eine coole Sau.

Bilder aus Hollywood unter;
http://www.flickr.com/photos/svenis/