Dienstag, 5. Juli 2011
Tag 20: It's up to you, New York, New York
Von Aufwachen kann heute keine Rede sein, denn schlafen kann man in der Economy-Klasse nicht wirklich. Nach sehr unruhigem Flug über den Norden der USA landeten wir pünktlich um 06:40 Uhr Ortszeit in New York. Damit wurden uns die ersten drei, von neun, Stunden gestohlen. Okay, beim Hinflug bekamen wir sie geschenkt. Für Jet-lag war jedoch keine Zeit.
Da wir sehr viel Handgepäck hatten, beschlossen wir trotzdem den Aufbewahrungsservice für Continental-Kunden in Anspruch zu nehmen. Dazu mussten wir zuerst den Schalter finden, was dank Beschreibung aus dem Internet kein großes Problem war. Leider öffnete dieser erst 8 Uhr. Die Zeit nutzen wir zum umziehen, es war hier nämlich sehr warm und vor allem schwül.
Mit einigen Minuten Verspätung kam dann auch ein sehr entspannter Schwarzer und nahm unser Gepäck entgegen. Leider konnte ich meine Laptop-Tasche nicht aufgeben. Egal, dann wird die eben durch New York geschleppt.
Nun hieß es, raus aus dem Flughafen und versuchen in das, über zwanzig Kilometer entfernte, Manhattan zu kommen. Eigentlich wollten wir die günstige Variante mit Bus und Bahn wählen, merkten aber schnell, dass die Taktung des Fahrplanes an diesem Sonntag viel zu groß war. So verwarfen wir diese Variante und wählten die einfache, wenn auch deutlich teurere, mittels Airport-Express-Bus in die Stadt, die niemals schläft, zu gelangen. Das klappte auf Anhieb sehr gut und so standen wir eine gute halbe Stunde später auf der 42nd Street mitten in Manhattan. Ich kann euch sagen, das fühlt sich erst mal sehr surreal an. Doch wir hatten viel vor, schließlich wollten wir in den knapp acht Stunden so viel wie möglich sehen. Ich hatte Manhattan vorher intensiv in Google-Maps studiert und mir auch den Subway-Plan genau angesehen. Somit fühlte ich mich sehr gut vorbereitet. Nachdem der erste Schock überstanden war, legten wir auch gleich los. Leider spielte das Wetter nicht mit und es regnete nun leicht. Da wir uns auf den Wetterbericht verlassen hatten, war gerade Jasmin mit ihren Flip-Flops ungeeignet gekleidet. So schlenderten wir über die 42nd Street zur Gand Central Station, die wir uns kurz von innen ansahen. Der nächste Anlaufpunkt war das, nur wenige Blocks entfernte, Rockefeller Center. Eigentlich hatte ich hier geplant die Aussichtsplattform „Top of the Rocks“ zu besuchen. Das machte bei dem Wetter und unter zwei Meilen Sicht aber keinen Sinn. So ging es weiter zu Fuß durch das regennasse Manhattan, die 5th Ave hinunter zum Empire State Building. Dieser Wolkenkratzer ist seit dem 11. September wieder das höchste Gebäude in New York. Der 381 Meter hohe Klotz gelangte besonders durch die Szenen aus dem ersten King Kong Film zu Berühmtheit. Wir besuchten lediglich die imposante Eingangshalle und staunten über die vielen Menschen, die trotz der schlechten Sicht, den sehr hohen Preis zum Besuch der Aussichtsplattformen entrichteten. Wir zogen weiter die 5th Ave hinunter zur Ecke Broadway und zum Madison Square Park. Da Jasmin unbedingt auch Ground Zero, den Ort an den bis zum 11. September die Zwillingstürme des World Trade Centers standen, sehen wollte, siegen wir an der Station 24th Street in den Subway. Dort sieht es so aus, wie man es aus Film und Fernsehen kennt, wie auch sonst. Als die Bahn los fuhr, gaben fünf sehr begabte Schwarze a cappella Versionen bekannter Songs zum Besten. Dafür hatten sie sich unsere restlichen Münzen redlich verdient.
An der Station City Hall stiegen wir aus und liefen die wenigen Meter in Richtung Groud Zero. Nun war es aber an der Zeit den aufgekommenen Hunger zu stillen. Das taten wir in einer Pizzeria, in der wir auch Zeit fanden, die gerade erworbenen Postkarten mit Text und Briefmarke zu versehen.
Groud Zero ist aktuell eine riesige Baustelle. Neben der Gendenkstätte für die Opfer des 11. September, entsteht hier gerade der 541 Meter hohe Freedom Tower. Außer Bauzäunen und Kränen gibt es hier nichts spannendes zu sehen. Damit ging es zurück in den Subway und zum Time Square. Dort angelangt fanden wir uns in gigantischem Trubel wieder. Man kann sich ungefähr ausmalen was hier wochentags los ist. Als ich auf dem Time Square die Uhrzeit und die Wetterlage abgecheckt hatte, beschloss ich doch noch auf das Dach des Rockefeller Centers zu gehen. Dies war zwar zeitlich sehr sportlich, aber wer weiß wann mal wieder hier ist. So rannten wir mehr oder weniger die 42th Street hinunter und die 6th Ave hinauf. Zum Glück hatten nur relativ wenige Andere die gleiche Idee. Die Tickets waren schnell gekauft und die Sicherheitskontrolle wurde durchlaufen. Diese kann man sich wie am Flughafen vorstellen. Die folgende Fahrt mit dem Aufzug war, dank durchsichtigem Fahrstuhldach und beleuchtetem Schacht, sehr kurzweilig. Oben angelangt bot sich uns ein fantastischer Blick auf die Metropole. Wir nutzen die kurz Zeit, die wir hier hatten, zum fotografieren. Ich möchte hier sehr gerne einmal einen Sonnenuntergang erleben, soll atemberaubend schön sein. Die Zeit hatten wir aber nicht. Es war inzwischen schon nach drei Uhr und halb Sechs geht bereits der Flieger nach Hamburg. Wir sprinteten kurze Zeit später wieder hinunter zur 42nd Street. Einen Flughafen-Bus, der dort gerade abfuhr, konnten wir trotz wilder Gesten nicht mehr stoppen. Nach etwas Wartezeit kam jedoch der nächste Bus und nahm uns mit nach Newark zum Airport. Dort holten wir noch schnell unseren Rucksack ab und begaben uns zu den Sicherheitskontrollen. Wenig später saßen wir total kaputt aber überglücklich in unserem Flieger. Ein extrem stressiger und eindrucksvoller Tag in New York lag hinter uns. Mit diesem Tag endete unsere Reise in eine andere Welt, die Vereinigten Staaten von Amerika. Eines ist jetzt schon klar, wir werden wieder kommen.
Demnächst werdet ihr hier eine Zusammenfassung der Reise mit wertvollen Tipps für Nachahmer und allerlei kuriosen Besonderheiten finden. Bei den Bildern wird es dann lustige Outtakes geben.
Also, coming soon...
Fazit: New York in acht Stunden ist extrem und Jet-lag wir kommen.

Bilder aus der Stadt der Städte unter:
http://www.flickr.com/photos/svenis/



Montag, 4. Juli 2011
Tag 19: City of love
Was für eine Nacht. Leider ist Oakland seinem zweifelhaften Ruf als dunkle Seite von San Francisco gerecht geworden. Trotz starker Bewachung des Motels ging es draußen hoch her. Ich konnte jedenfalls kein Auge zu machen. Da dies für die nächsten zwei Tage die letzte Nacht in einem richtigen Bett sein wird, war das nicht optimal.
Nach dem Aufstehen beluden wir ein letztes Mal unsere Kutsche und vollführten das Starbucks-Ritual. Der folgende Weg führte uns über die Bay Bridge zurück nach San Francisco, die schönste Stadt der USA. Die Brücke führt über die Insel Treasure Island und ich hatte geplant von dort aus Bilder von der Skyline San Franciscos zu machen. Ich verließ mich darauf, dass sich die Ausfahrt rechts befindet. Das war ein Irrtum und ein schneller Wechsel über fünf Fahrspuren nach links war wegen dichten Verkehres nicht möglich. So ging dieser Plan also nicht auf. Auch der andere Plan, die Gefängnisinsel Alcatraz zu besichtigen platzte. Wir hatten einfach nicht rechtzeitig gebucht. Nächste Möglichkeit, Freitag in der kommenden Woche. Jasmin hatte sich gewünscht einmal mit dem Auto die berühmten Serpentinen der Lombard Street hinunter zu fahren. So fuhr ich, inzwischen komplett ohne Navi, zum Ausgangspunkt dieser Sehenswürdigkeit. Unten angelangt muss man sehr aufmerksam sein, um nicht, auf der Straße stehende, Fotografen zu überfahren. Da der Telegraph Hill nicht weit entfernt ist, fuhren wir noch zu diesem Aussichtspunkt. Bekannt von vielen Bildern ist der Coint Tower auf diesem Berg. Den muss man nicht unbedingt besteigen, da bereits die Aussicht vom Berg selbst ausreicht. Besonders schön ist der Blick auf Down Town, die Bay Bridge und Alcatraz. Dies wurde natürlich wieder fotografiert, bevor es weiter in Richtung Golden Gate Bridge zum Sport Outlet ging. Jasmin konnte dort ein paar letzte Schnäppchen schlagen. Die nächsten Stunden verbrachten wir, trotz weniger heißer Temperaturen als am Vortag, am Strand. Ich wählte den, westlich der Brücke gelegenen, China Beach. Leider versteckte sich die Golden Gate Bridge heute in dichtem Nebel. Beeindruckend waren aber die gewaltigen Wellen die sich am Strand und den angrenzenden Felsen lautstark brachen. Nachdem wir so einige Zeit am Strand verbrachten hatten, begann der Hunger uns zu quälen. Wir hatten an unserem ersten Tag in San Francisco sehr gute Erfahrung mit einem italienischen Restaurant in der Fishermans Wharf gemacht und beschlossen dort noch einmal zu essen. In der Innenstadt von San Francisco gibt es jedoch nur sehr wenige und extrem teure Parkplätze. Es gelang uns aber etwas abseits, in einer Seitenstraße, für lau zu parken. Es gibt in San Francisco eine ungeschrieben Regel, beim Parken in den steilen Straßen wird das Lenkrad so eingeschlagen, dass der Vorderreifen an den Bordstein anschlägt. Dies ist eine Absicherung gegen sich selbständig machende Autos. Wir, als alte San Francisco Insider, halten uns natürlich daran. So konnten wir dann auch ruhigen Gewissens das Essen und die Sonne am Fishermans Wharf genießen. Hier war heute, Samstag, deutlich mehr los. Wir bummelten also noch einmal durch das Tohuwabohu und verabschiedeten uns, mit traurigen Blick auf die Golden Gate Bridge, von diesem Ort. Um noch etwas Zeit bis zum Abflug totzuschlagen fuhren wir noch ziellos durch San Francisco. Wenn man einmal das System der amerikanischen Städteplanung verstanden hat, fällt die Orientierung extrem leicht. Während dieser Rundfahrt befuhren wir noch einige der steilsten Straßen der Welt. Das war echt krass. Beim Hochfahren sieht man nicht mehr wo man hin fährt und hat das Gefühl, dass das Auto jeden Moment nach hinten überkippt. Ein Adrenalinschub ist das auf alle Fälle.
Langsam wurde es Zeit sich zum Flughafen auf zumachen. Wir zogen uns am Auto für den Flug um und machten uns auf den Weg. Dieser war etwas wehleidig, da es nun hieß sich von San Francisco und Kalifornien zu verabschieden. So ein USA-Urlaub kann einfach nicht lang genug sein.
Die Autorückgabe ging schnell und unproblematisch von statten. Auch das Aufgeben das Gepäcks, das Einchecken und die Sicherheitskontrollen liefen wie am Schnürchen. Besonders freute ich mich über die Information, dass wir das Gepäck beim Zwischenstopp nicht erneut aufgeben müssen. Damit erledigte sich das Problem der Gepäckaufbewahrung in New York von selbst. Apropos Gepäck, diesmal sprengten wir die Gewichtsgrenze und mussten noch etwas ins Handgepäck umpacken.
Morgen haben wir einen zehnstündigen Aufenthalt in New York bevor es weiter nach Hamburg geht. Wir wollen diesen zu einer Stadtbesichtigung nutzen und so viel wie möglich sehen. Das wird sicher stressig und sehr interessant.
Fazit: San Francisco ist die schönste Stadt der Welt und Abschied tut weh.

Letzte Bilder aus Kalifornien:
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Samstag, 2. Juli 2011
Tag 18: Can you build a vegetarian burger, please?
Aufstehen, Starbucks und los. Genau so schnell wie der erste Satz des Berichtes starteten auch wir in den Morgen. Wir waren sogar zu schnell. Das erste Outlet-Center öffnete um 10 Uhr und wir saßen bereits um 9 Uhr im Auto. So ließen wir uns heute bei Starbucks besonders viel Zeit und genossen unseren Kaffee bei strahlendem Sonnenschein, einem wolkenlosen Himmel und schon jetzt an die 30 Grad Celsius. Anschließend waren wir die Ersten bei der „Great Mall of the bay area“ und verschafften uns auf einem Plan am Eingang einen Überblick. Zum Shoppen trennten wir uns dann und verabredeten einen Treffpunkt. Jeder hatte nun erst einmal eine Stunde Zeit. Ich hatte die wenigen, für mich interessanten, Geschäfte schnell durch und schlenderte eben noch durch den Rest den Mall. Diese war in einer ehemaligen Produktionsstätte von Ford untergebracht, und so sah das Ganze auch aus. Mir gefiel es hier gar nicht. Nur wenige interessante Shops, viel asiatischer Klimm-Bimm und unbekannte amerikanische billig Marken. Das Ambiente war kalt und wenig einladend. Kurz, ich war etwas enttäuscht. So wartete ich am verabredeten Treffpunkt gespannt auf Jasmin und deren Meinung zu diesem Outlet-Center. Wir waren der gleichen Meinung und uns damit einig, schnell weiter zuziehen. Die nächste Adresse, die wir nun ansteuerten lag eine Autostunde südlich von San Jose, in Gilroy. Dort angekommen erwartete uns ein Outlet-Center, wie wir es inzwischen gewohnt sind. Sehr groß mit vielen Shops bekannter Marken, die hier teilweise zu Schleuderpreisen ihre Waren anbieten. Wir alten Outlet-Hasen gingen natürlich zuerst zur Info, um uns das Coupon-Book zu holen. Da dieses Outlet-Center wieder so groß war, dass ein sinnvolles Einkaufen ohne um parken nicht möglich war, beschlossen wir, es mal mit einem gemeinsamen Einkauf zu versuchen. Dabei wurde schnell die grundverschiedene Einkaufsstrategie von Mann und Frau deutlich. Während Mann sich erst mal einen Überblick über die Shops und deren Preise verschafft, kauft Frau einfach darauf los. Nach einiger Zeit hatten wir uns aber eingeshoppt und es lief nun überraschend gut. So kamen wir beide auf unsere Kosten und auch die Zuhausegebliebenen wurden berücksichtigt. Die Zeit verging wie im Fluge und trotz Temperaturen bis zu 37 Grad hatten wir viel Spaß. Den inzwischen aufgekommen Hunger bekämpften wir mit einem Stück Pizza und Cola. Ich kann den Mampf nun endgültig nicht mehr sehen. Da es nun schon fast 5 Uhr war, machten wir uns auf den Weg nach Berkeley. Hier wartete The North Face mit einem Factory Outlet. Leider landeten wir mitten im Berufsverkehr der Metropolregion San Francisco. Hätte man sich auch denken können. An etwas merkwürdiger Stelle in einem alten Industriegebiet befindet sich hier ein überraschend schöner und sehr gut sortierter Shop der Marke The North Face. Wenn ich nochmal nach Amerika komme, kaufe ich mir hier Skibekleidung. Alles vom Feinsten, nicht gerade billig, aber gegenüber den Deutschlandpreisen immer noch ein Schnäppchen.
Als wir endlich in unserer Unterkunft in Oakland ankamen, war es bereits halb 8. Sehr lustig waren hier die Geräusche, die der Ständer des Fernsehapparates bei jeder kleinen Bewegung von sich gab. Es hörte sich exakt so an, als würde eine Maus hinter dem Schrank stecken. Jasmin verließ darauf hin fluchtartig die Räumlichkeiten. Es brauchte etwas Zeit um sie von der Gefahrlosigkeit des Zimmers zu überzeugen. Wir wollten nun noch etwas Essen gehen und den benachbarten Walmart besuchen. Das wurde sehr lustig. Oakland ist fest in der Hand der Afroamerikaner. Und so waren wir mal wieder im falschen Film. Ich wollte nur noch vor Einbruch der Dunkelheit im Motel sein. Vorher gab es aber wieder lecker MC Doof. Wir konnten den jungen Mann an der Theke überreden für Jasmin einen vegetarischen Burger zu basteln. Übrigens hatte der Mann einen deutschen Großvater. Im Motel musste dann noch das Reisegepäck für den, am kommenden Tag anstehenden, Rückflug vorbereitet werden. Das bedeutete, dass alles was nicht mehr gebraucht wir in Amerika bleibt. Wir hatten einfach Angst, die ohnehin schon knappe Gewichtsgrenze zu überschreiten. Eine Wage stand uns nicht zur Verfügung, die Stunde der Wahrheit folgt morgen am Flughafen. Schlafen.
Da unser Flug morgen erst um 22:40 Uhr abhebt, werden wir den Tag noch einmal in unserer Lieblingsstadt, San Francisco, verbringen. Wir wollen nach Alcatraz und an den Strand. Vielleicht esse ich morgen eine Thüringer Bratwurst. Klingt komisch, ist es auch. Aber davon werde ich beim nächsten Mal berichten. Apropos, es kann sein, dass es erst am Montag die letzten Berichte gibt. Wir werden ja nun zwei Nächte im Flugzeug, einen Tag in San Francisco und einen Tag in New York verbringen. Ob ich da zum Schreiben und Uploaden komme, weiß ich noch nicht. Wir werden sehen.
Fazit: Männer und Frauen können doch zusammen einkaufen und Staus gibt es überall.

Nur wenige unspektakuläre Bilder hier:
http://www.flickr.com/photos/svenis/



Freitag, 1. Juli 2011
Tag 17: The tallest tree of the world
Es ist nicht leicht, den Beginn der täglichen Berichte zu variieren. Jeder Tag beginnt nun mal mit dem Aufstehen und, in unserem Fall, dem Kaffee-Ritual bei Starbucks. Heute war das nicht anders, nur das Wetter hatte eine neue Variante. Es begann mit Nebel. Dieser verzog sich allerdings sehr schnell und schon strahlte die kalifornische Sonne in gewohnter Frische. Das Hauptziel des Tages sollte der Big Basin Red Wood State Park sein. Nicht nur ein langer Name, sondern auch sehr lange Bäume, zeichnen diesen Park aus. Doch auf dem Weg dorthin hatte ich kurzfristig noch zwei weitere Stopps gelegt. Nach nur einer dreiviertel Autostunde erreichten wir den Küstenort Santa Cruz. Die Hauptattraktion ist hier ein ganzjähriger Rummelplatz direkt am Strand. Dort steht eine Holzachterbahn aus dem Jahre 1924. Bereits zur Morgenstunde waren die Fahrgeschäfte geöffnet und die ersten Adrenalin-Junkies holten sich ihren Kick. Wir begnügten uns allerdings mit einem Bummel am sehr schönen Strand und auf dem Pier. Schon auf dem Weg zum Pier hörten wir einen Seelöwen laut jauchzen. Wie wir wenig später sahen, war der Ruhestörer eine Mutter mit zwei Seelöwenkindern, die lauthals einen anderen Seelöwen davon abhielt auf ihren Steg zu klettern.
Das Treiben zu beobachten war mal wieder besser als jeder Zoobesuch. Da wir schon seit L.A. auf der Suche nach Briefmarken sind, besuchten wir auch die hiesigen Souvenir-Geschäfte. Das Postkarten und Briefmarken irgendwie zusammen gehören, haben unsere amerikanischen Freunde noch nicht gerafft. So waren wir auch hier wieder erfolglos. Zurück an Land bot sich uns erneut ein ungewöhnliches Schauspiel. In Santa Cruz fährt die Eisenbahn, mitten auf der Hauptstraße, durch den Ort. Am Rummelplatz gibt es sogar einen Bahnhof. Das ich dies in Bildern dokumentieren musste, versteht sich von selbst. Unser nächstes Ziel waren die so genannten Natural Bridges am westlichen Strand von Santa Cruz. Wo bis vor einigen Jahren noch mehrere Felsbögen im Wasser standen, existiert heute nur mehr einer. Die anderen hat das Meer hinweg gespült. Bevor der letzte auch noch zusammen fällt wollte ich diesen noch schnell fotografieren. Leider war der Strand zu diesem Zeitpunkt von mehreren Schulklassen bevölkert. Und so gelangen mir keine wirklich tollen Aufnahmen. Zwischendurch hatte ich die Idee einen Hai-Alarm vorzutäuschen. Damit hätte ich alle Kinder aus dem Wasser und freie Sicht bekommen. Übrigens kann man sich die zehn Dollar Eintritt in den State Park getrost sparen. Der Strand ist ganz einfach von einem Parkplatz außerhalb zu erreichen. Hinterher ist man immer schlauer. Weil es hier nichts zu holen gab und Jasmin mit Kindergeschrei demnächst wieder ausreichend beglückt wird, zogen wir weiter zu unserem Hauptziel. Nur eine Autostunde später waren wir im Redwood Nationalpark angekommen und beschlossen, auf einer kleinen Wanderung, die Giganten des Waldes kennenzulernen. Ich musste dabei oft an Baumbart aus Herr der Ringe denken. Diese Küstenmammutbäume sind schon echte Riesen. Übrigens heißt der höchste Baum der Welt „Hyperion“ und steht genau in diesem Wald. Leider wird, um den Baum vor zu viel Tourismus zu schützen, der Standort des 115 Meter hohen Giganten geheim gehalten. Aber auch der 102 Meter hohe „Mother of the forest“ oder der über 2000 Jahre alte „Father of the forest“ sind sehr beeindruckend. Als wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sahen, beschlossen wir zu unsere Unterkunft in San Jose aufzubrechen. Dabei führte uns eine extrem enge Straße in endlosen Serpentinen durch das Gebirge im Hinterland von San Francisco. Das muss der feuchte Traum eines jeden Motorradfahrers sein. Bei einem Ausblick auf diese Landschaft bemerkten wir, dass es hier fast wie im Thüringer Wald aussieht.
Leider ist San Jose deutlich trostloser. Wir hatten inzwischen großen Hunger und da an unserem Motel das Office voller Menschen war, gaben wir erst diesem Drang nach. So stopften wir wieder einmal irgendwelchen Fastfood-Mist in uns. So langsam wird auch bei mir die Sehnsucht nach deutscher Esskultur groß. Nach dem Essen besuchten wir noch einen Party-Ausstatter und machten ein paar lustige Bilder. Als wir kurz nach 18 Uhr eingecheckt hatten, nutzen wir die letzten Sonnenstrahlen am Motelpool.
Es ist nicht leicht das Ende der täglichen Berichte zu variieren. Doch was soll ich sagen, am Ende des Tages gingen wir zu Bett.
Morgen ist großer Shopping-Tag. Wir besuchen zwei der größten Outlet-Center der USA und den The North Face Outlet-Shop.
Fazit: Bäume kann man am besten im Wald verstecken und Briefmarken gibt es gar nicht.

Bilder zum Bericht wie immer unter:
http://www.flickr.com/photos/svenis/



Donnerstag, 30. Juni 2011
Tag 16: The sky, the ocean and a road
Der allmorgendliche Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes. Der Himmel war wolkenverhangen, es war trüb und vor allem kühl. Inzwischen kannten wir aber das Wetter an der Pazifikküste. Am Tag hat die Sonne das Sagen, sobald sie jedoch am Abend an Kraft verliert, schickt der riesige Pazifik Wolken, Nebel und Kälte ins Land. Trotzdem wollten wir auf Nummer Sicher gehen, und so hieß es, nach zwei Wochen in kurzen Hosen und FlipFlops, wieder lange Hosen und Schuhe mit Strümpfen zu tragen.
Auch heute war der erste Gang des Tages der zu Starbucks. Mit frischem Kaffee machten wir uns, auf dem alten Highway 1, auf in Richtung Norden. Anfänglich verläuft dieser noch wenig spektakulär im Landesinneren, vorbei an unendlichen Erdbeerfeldern und Orten, an denen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen. Als die Straße wieder an der Küste ankam, beschlossen wir ein gemütliches Frühstück am Strand zumachen. Wir hatten schließlich noch ausreichend Proviant dabei. Während wir aßen konnten wir ganze Heerscharen von Kindern und Jugendlichen beim Surflehrgang beobachten. Offensichtlich ist das hier Schulsport.
Einige Weißbrote, Möhren und Tomaten später, ging es zurück auf den Pacific Coast Highway. Jetzt wurde die Strecke so richtig interessant. Als diese Straße gebaut wurde hatte man weitgehend auf Brücken und Tunnel verzichtet, und so folgt die Streckenführung den natürlichen Gegebenheiten. Da es an diesem Streckenabschnitt zwischen Ozean und Küstengebirge keinen Platz gibt, baute man die Straße an die Berge. Man muss sich sich das wie eine enge Alpenpassstraße vorstellen, nur das es ständig auf und ab geht und eine Seite immer einen unendlichen Meerblick ermöglicht. Die Ausblicke auf die raue und zerklüftete Küste sind dabei atemberaubend. Wir kamen kaum voran, da wir ständig anhalten, gucken und fotografieren mussten. Auch hier bemerkten wir wieder wie zutraulich die Tiere sind. Streifenhörnchen, die um Nahrung betteln, und Möwen, die sich einem fast auf die Schulter setzen. Ein besonderes Highlight sind die Kolonien der Seeelefanten die hier an den Stränden und auf vorgelagerten Felsen leben. Die Tiere, die wir bewundern durften, waren jedoch extrem faul und sonnten sich nur. Interessant ist es hier sicher im Herbst, wenn große weiße Haie an dieser Küste auf Jagd gehen.
Einen kurzen Abstecher machten wir zum Visitor Center des Hearst Castel. Hier hat sich ein extrem reicher amerikanischer Verleger Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ein Traumschloss gebaut. Das Ganze soll wohl ziemlich abgefahren sein. Da die Amis auf so einen Kitsch stehen, war an dieser Touristenfalle auch die Hölle los. Für uns hieß das, nichts wie weg hier. Einen sehr schönen Zwischenstopp hatten wir noch an einer kleinen Bucht. Hier ergießt sich ein Wasserfall an einen schneeweißen Sandstrand, der von Felsen eingerahmt ist. Würde man von einem Strand träumen, wäre es genau dieser. Nach stundenlangen auf und ab, dieses Teilstück des Highway 1 ist etwa 100 Kilometer lang, erreichten wir Carmel. Das ist ein sehr romantischer Ort am Ufer des Pazifiks. Hier wohnen viele Reiche und Schöne, ist also ein teures Pflaster. Wir schlenderten vorbei an sehr schönen Häuschen, zwischen noch schöneren Bäumen, hinunter an den Strand und wieder zurück zum Auto. Der nächste Ort, nur 10 Meilen entfernt, heißt Montery. Hier war unsere Bleibe für die Nacht. Doch bevor wir diese aufsuchten, schauten wir uns auch diesen Ort an. Hier gibt es das weltbekannte Monterey Bay Aquarium, welches aber bereits geschlossen hatte. So besichtigten wir nur die Cannerey Row, ein ehemaliges Fischereikai, das heute mit Shops und Restaurants allerlei Touristen anzieht. Ein Blick zum Himmel deutete einen interessanten Sonnenuntergang an. Und so gingen wir zwischen Einchecken im Motel und Abendbrot noch zum Strand. Hier konnte ich einige sehr schöne Aufnahmen machen. Anschließend gab es bei Pizza-Hut noch etwas zu beißen, bevor wir ins Bett fielen.
Morgen werden wir 2000 Jahre alte und über 100 Meter hohe Mammutbäume sehen. Der Big Basin Redwood Statepark ist dann das Ziel. Übernachten werden wir in San Jose.
Fazit: Am Meer muss das Land nicht zwangsläufig platt sein und Streifenhörnchen sind meine Freunde.

Bilder von Himmel, Ozean und Straße unter:
http://www.flickr.com/photos/svenis/