Mittwoch, 29. Juni 2011
Tag 15: The Sound of waves
Wie die letzten Tage auch, erwachte ich sehr früh. Aus diesem Grunde schreibe ich die Reiseberichte seit einigen Tagen morgens. Der heutige Tag war als Verschnaufpause gedacht, und so ließen wir uns auch am Morgen schon Zeit zum Aufstehen. Für Jasmin hatte ich nach dem Starbucks-Ritual eine Überraschung eingebaut. Die für heute geplante, kurze Strecke führte an einem sehr guten Outlet-Center vorbei. Warum dort nicht einfach anhalten und ganz relaxt shoppen? Während der Fahrt äußerte Jasmin Bedenken, dass wir wohl nicht mehr zum shoppen kämen. Wenn die wüsste. Ich erspähte das Ziel ihrer Träume zuerst, sie schaute zu diesem Zeitpunkt gerade auf die andere Seite des Highways. Erst als wir auf dem Parkplatz ein bogen bemerkt sie, dass es hier nicht zum Strand geht. Die Freude war nun natürlich groß. Und weil ich noch einen drauf setzen wollte, parkte ich direkt vorm Spyder-Shop. Die Freude erreichte ihren Siedepunkt. Während Jasmin also Skiklamotten abcheckte, versuchte ich die Information des Outlet-Centers zu finden. Dort bekommt man als Mitglied eines Autoclubs, welcher mit dem amerikanischen Autoclub kooperiert, ein Rabatheft geschenkt. Damit kann man dann, bei den so schon witzigen Preisen, noch weiter sparen. Bei der Suche nach dem Info-Stand wurde mir die Größe dieses Centers bewusst. Um die Info zu erreichen musste ich das Auto nehmen. Das Teil war so riesig, dass man mindestens 2 mal um parken muss, wenn man alle Geschäfte aufsuchen will.
Jasmin war derweil immer noch bei Spyder. Leider wollten die meisten Sachen nicht recht passen. So gingen wir noch eben zu Crocs, Converse, Hilfiger, Fox, Boss, Ralph Laurent, The North Face und Sony. Es war bereits früher Nachmittag als wir uns zum eigentlichen Tagesziel, dem Strand von Santa Barbara, aufmachten. Dort angekommen bewunderten wir eine, in Parkplatznähe aufgebaute, „Hundewaschanlage“. Die spinnen, die Amis. Nachdem wir uns ein schönes Fleckchen am Strand gesucht hatten und ich im Wasser war, schlief ich beim Rauschen der Wellen erst mal schön ein. Extrem Relaxing. Da es uns nach einigen Stunden am Strand zu langweilig wurde, beschlossen wir noch die Stearns Wharf von Santa Barbara zu besuchen. Auffällig war hier, dass man mit dem Auto bis an das Ende der doch sehr langen und alten Holzpier fahren kann. Auf die Idee würde in Deutschland kein Mensch kommen, aber der lauffaule Ami schon. Als wir die Besichtigung der Wharf beendet hatten, war es bereits nach 18 Uhr. Also nahmen wir die letzten Meilen zu unserer heutigen Unterkunft, in Lompoc am Highway 1, in Angriff. Hier änderte sich schlagartig die Landschaft und auch das Klima. Alles wird deutlich rauer. Für morgen steht dann eine der aufregendsten Straßen der Welt an, der Pacific Coast Highway. Der Weg wird uns dann, durch eine wild-romantische Landschaft an den Steilhängen der Pazifikküste, nach Monterey führen. Der Weg wird das Ziel sein.
Fazit: Nach dem Outlet ist vor dem Outlet und ein Strandschlaf dauert 90 Minuten. (Dieses Fazit widme ich Katrin Lübben, die mich auf das Fehlen des selbigen hingewiesen hat)

Trotz Entspannung gibt es auch heute wieder Bilder unter:
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Dienstag, 28. Juni 2011
Tag 14: Why lie? I need beer!
Als ich vor einigen Tagen berichtete, Vegas sei das krankeste was es gibt, kannte ich Venice Beach noch nicht. Was man da sieht hat mindestens das gleiche Niveau. Aber dazu später mehr. Unser Tag begann nach erholsamer Nacht in San Diego. In der Nacht hatte es sogar geregnet, doch nun schien bereits wieder die kalifornische Sonne und sorgte für angenehme Temperaturen. So machten wir uns, mit dem allmorgendlichen Umweg über Starbucks, auf den Weg nach LA. Unser erstes Ziel hieß dort Venice Beach. Doch erst galt es den Verkehr von Los Angeles zu überstehen. Diesen hatte ich, ehrlich gesagt, total unterschätzt. Teilweise geht es hier über zwölfspurige Autobahnkreuze, die auf dem Navi wie ein Teller Spagetti aussehen. Dazu kam, dass es Montagmorgen war, also recht voll, und die lustigen Amis Autofahren als wäre es ein Computerspiel. Eine gute Idee fand ich die so genannte Carpool-Spur, welche nur für Fahrzeuge mit 2 oder mehr Personen vorgesehen ist. Großer Nachteil dabei ist jedoch, dass sich diese ganz links befindet. Wenn dann das Navi sagt: „In 800 Metern nehmen Sie die Ausfahrt rechts“, viel Spaß. Nachdem wir drei mal die Ausfahrt verpasst oder eine falsche genommen hatten, gelangten wir doch noch an unser Ziel. Ich war inzwischen ganz schön genervt. Jetzt begann die Parkplatzsuche. Gefühlte 30 Blockrunden später hatten wir auch diese erfolgreich abgeschlossen. Nichts wie raus aus dem Auto und ab an den Strand. Erster Eindruck, der Sandstrand ist sehr breit und die Promenade sehr bunt. So schlenderten wir dann auch über die Promenade und kamen uns vor wie im falschen Film. Wir waren die einzig Normalen dort. Ich denke, bei diesen Gestalten waren einige Außerirdische dabei. Mit menschlichen Lebensformen hatte das oft nichts mehr zu tun. Über dem bunten Treiben lag ein ständiger Geruch von Marihuana. Auf der einen Seite der Promenade bieten die ansässigen Lebenskünstler allen erdenklichen Blödsinn zum Kauf an, auf der anderen Seite leben sie in teilweise abenteuerlichen Wohngebilden. Lässt sich mal wieder nur sehr schwer beschreiben. Jetzt wollten wir aber ans Wasser. In den riesigen Wellen hatten allerlei Surfer ihren Spaß. Schnell wurden wir auf eine kleine Steinformation aufmerksam, an der sich die Wellen mit großer Gewalt brachen. Dort konnten wir, wie erwartet, ein paar sehr schöne Fotos schießen. Auf dem Rückweg zur Promenade lernten wir am Strand noch Lorenzo kennen. Das ist ein Rasta-Men, der sich aus ein paar alten Trommeln ein Schlagzeug gebastelt hat und nun, mitten im Sand, einen wilden Beat zum Besten gibt. Für seine Freunde aus Germany, damit waren wir gemeint, spielte er auch ein Lied. Dazu musste er sehr lange nachdenken, um den german sound zu finden. Die meiste Zeit ist er aber damit beschäftigt sein Drummset wieder aufzubauen. Das fällt nämlich alle paar Minuten komplett auseinander. Der Mann war total fertig und zu gedröhnt, aber auch sehr lustig und nett. Wir verabschiedeten uns von Lorenzo und gingen noch einmal durch das lustige Treiben zum Auto. Es ist wie ein schlimmer Unfall, man muss trotzdem hinsehen. Ein Surfer bettelte übrigens sehr erfolgreich mit dem Schild: „Why lie? I need beer!“, was mich zur heutigen Überschrift inspirierte. Das nächste Ziel war der berühmte Sunset Boulevard, der nur wenigen Meilen entfernt begann. Inzwischen hatte ich mich an die Fahrweise der Eingeborenen angepasst und lies die Reifen ordentlich quietschen. Vom Sunset Boulevard aus machten wir einen kurzen Abstecher nach Bevely Hills. Leider kann man dort nur die Eingangstore zu den Villen der Stars sehen. Lohnt sich nicht wirklich. Am Ende des Boulevards angelangt, wollten wir unbedingt noch das berühmte Chinese Theater und einige Sterne sehen. Jetzt lernten wir allerdings die Größe von LA kennen. My lovely mister singing club, das sprengte meine Vorstellungskraft. Wenn man Hamburg, München und Berlin auf einen Haufen wirft, handelt es sich dabei, im Gegensatz zu LA, immer noch um ein Dorf. So irrten wir etwa anderthalb Stunden herum, bis wir endlich am Ziel waren. Wir fanden zum Glück recht schnell einen Parkplatz. Allerdings war die Parkuhr Teil eines Baumes. So ging ich in den Dschungel um die Parkuhr zu füttern. Wenige Minuten später erreichten wir das Chinese Theater. Hier war die halbe Straßenseite gesperrt, da lag ein roter Teppich, und ein großer Menschenauflauf kreischte wild. Schlussfolgerung, hier passiert gleich was. Wir erkannten anhand der Plakate, dass es sich um die Hollywood-Premiere des neuen Tom Hanks Filmes „Larry Crowne“ handelte. Wir passten uns der wilden Menge an, zückten den Fotoapparat und versuchten Bilder vom Geschehen zu erhaschen. Tatsächlich gelangen mir zwei Aufnahmen von Tom auf dem Motorroller. Dieser spielt im Film wohl eine wichtige Rolle. Tom brachte seine Bodyguards ins schwitzen, als er einfach mit seinem Roller vom roten Teppich abbog, um einen Ehrenrunde vor seinen Fans zu drehen. Das er dabei kurz den Verkehr zum Erliegen brachte, interessierte ihn nicht die Bohne. Zu Jasmins Leidwesen war die andere Hauptdarstellerin, Julia Roberts, nicht so extrovertiert. Als die Stars und Sternchen im Chinese Theater verschwunden waren und sich die Menge auflöste, waren auch wir erschöpft. So machten wir nur noch einige schnelle Schnappschüsse mit Sternen bekannter Stars (oder Stars bekannter Sterne?) und machten uns dann auf den Weg zum Motel 6 in einer nördlichen Vorstadt von LA. Dort gab es noch ein kurzes Abendbrot bei Denny's Dinner, bevor wir total erschöpft ins Bett fielen. Für morgen ist dann wieder ein Entspannungstag geplant. Wir werden mit der Reise auf dem Pacific Coast Highway beginnen, aber nur ein kurzes Stück fahren. Ein längerer Aufenthalt ist in Santa Barbara vorgesehen.
Fazit:Venice Beach ist ein Teil vom Mars und Tom Hanks eine coole Sau.

Bilder aus Hollywood unter;
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Montag, 27. Juni 2011
Tag13: Qué pedo, güey?
Es graute dem Morgen, als er unsere Unterkunft sah und so macht er dem Elend ein Ende, indem er einen neuen Tag einläutete. Schnell machten wir uns an diesem Morgen auf die Socken, denn hier hielt uns nichts mehr. Also, auf nach Down Town San Diego. Da direkt bei unserer „Unterkunft“ ein Visitor Center war, besuchten wir dieses zu erst. Dabei stellten wir fest, dass San Diego sehr stark mexikanisch geprägt ist. Wahrscheinlich würde man hier an mancher Stelle mit spanisch weiter kommen als mit englisch. Das Englisch, welches die mexikanischen Einwanderer reden, ist oft nur schwer zu verstehen. Die Antworten auf unsere Fragen im Visitor Center haben wir dann doch verstanden und konnten mit unserer Besichtigung beginnen. An der Trolley Station zogen wir uns einen Tagespass für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Dieser ist mit 5 Dollar sehr günstig. Um in die City zu gelangen, muss man einfach mit der Blue Line in Richtung Old Town fahren. Nach drei Stationen Blue Line stiegen plötzlich alle Passagiere aus. Da ich einen Streckenplan besaß, der keinen Anlass zum Aussteigen gab, blieben wir natürlich sitzen. So setzte sich der Zug nach einigen Minuten auch wieder in Bewegung, nur in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Bei mir machte sich große Verwirrung breit. An der Bahn stand Old Town und Blue Line. Was soll dass? Wir beschlossen, an der nächsten Station aus zusteigen, mit der nächsten Bahn wieder zurück zu fahren und dort der Herde zu folgen. An der Station angekommen befragte ich einen Sicherheitsmann, wo denn mein Denkfehler liege. Es war ganz einfach, zwischen einigen Stationen der Blue Line hatte man, aufgrund von Wartungsarbeiten, Schienenersatzverkehr eingerichtet. Allerdings wurde das nirgends angekündigt. Würde es so in Deutschland auch nicht geben. Also, nächster Anlauf. Diesmal stiegen wir mit den anderen Passagieren in den Bus und später wieder in den Trolley. So gelangten wir doch noch zur Station American Plazza in Down Town San Diego. Von dort liefen wir die wenigen Meter zum Flugzeugträger USS Midway, unserem ersten Ziel. Was nun folgte, war sicher für Jasmin weniger spannend, aber ich hätte hier auch den ganzen Tag verbringen können. Nachdem wir an Bord gegangen waren, erhielten wir zuerst die Geräte für die Audiotour. Leider gab es diese nicht auf deutsch. Da der Sprecher aber kein Mexikaner war, konnte man alles sehr gut verstehen. Der Rundgang begann im Inneren des Carriers. Hier fand ich besonders interessant, wie die Mannschaft im Gegensatz zu den Piloten untergebracht war. Eine deutliche Zweiklassengesellschaft. Durch Flughangar, Unterkünfte, Ankeranlage und Maschinenraum ging es schließlich auf das Flugdeck. Hier standen alle Flugzeugmodell herum, mit denen der Ami allen, die es wollen oder nicht wollen, Frieden und Freiheit bringt. Mir hat besonders gefallen, dass an allen interessanten Punkten Veteranen standen, die mit sehr viel Wissen und Enthusiasmus alle Fragen beantworteten und dabei auch tolle Geschichten aus dem Bordalltag erzählten. Nachdem es Jasmin gelungen war mich vom Schiff zu ziehen, gingen wir auf Nahrungssuche. Inzwischen war es bereits 14 Uhr. Am Ufer gab es dann auch allerlei Touristenfallen. Dort aß jeder ein Stück Pizza, bevor wir, vorbei an unglaublichen Jachten, zur Trolley-Station bummelten. Wir fuhren zurück ins Hotel, beluden das Auto mit den Strandutensilien und machten uns auf den Weg in Richtung Coronado. Dabei handelt es um einen Stadtteil an der Spitze einer langen, vorgelagerten Halbinsel. Da für den ersten Strand, welchen wir gewählt hatten, Eintritt verlangt wurde, fuhren wir zu einem Strand weiter südlich, Imperial Beach. Hier war alles von Surfern und Wellenreitern geprägt. Also, richtige Wahl. Ich musste natürlich gleich ins Wasser. Überrascht war ich dann jedoch von der Kälte des Pazifiks. Egal, hinein. Die nächste Überraschung bereiteten mir die gewaltigen Wellen. Fast ersoffen erreichte ich das rettende Ufer mit letzten Kräften. Da die Sonne nun schon sehr tief stand und es merklich abgekühlt hatte, beschlossen wir noch einen Bummel über den Imperial Beach Pier zu machen. Hier gab es sehr viele Angler. Wir fragten uns, was die wohl hier fangen wollten. Am Ende des Pieres gab es, an einer Gastronomie, Auskunft darüber. Hier hingen allerlei Fotos von Menschen und ihren Angeltrophäen. Neben Mantas und Fischen, die ich nicht kannte, gab es auch einige Haie zu sehen. Wieder im Auto, wollte ich unbedingt noch über die große San Diego Coronado Bay Bridge fahren. So fuhren wir weiter in Richtung Spitze der Halbinsel. Dabei kamen wir, kurz vor Sonnenuntergang, noch am berühmten Hotel Coronado und an einem super Ausblick auf die Skyline von San Diego vorbei. So ging der Tag, nach einem Mc Doof Abendbrot im Bett, zu ende.
Morgen geht es dann weiter nach Los Angeles. Dort steht Venice Beach, Down Town LA und Hollywood auf dem Programm.
Fazit: San Diego hat das beste Klima auf der Welt und ist eigentlich mexikanisch.

Bilder? Hier:
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Sonntag, 26. Juni 2011
Tag 12: A long and lonesome road
Nach erholsamer Nacht im Tiefschlaf erwachten wir in Flaggstaff Arizona. Da ich wunderbar geschlafen habe und mich top fit fühlte, entschied ich mich dafür, die lange Strecke nach San Diego in Angriff zu nehmen. Google sagt 8,5 Stunden Fahrt hinunter nach Phoenix und dann entlang der mexikanischen Grenze in Richtung Westen zum Pazifik. Naja, wird schon gehen. Die Fahrt war nicht sonderlich aufregend. Es geht hier, mit 75 MPH, immer nur gerade aus. Linkes Bein auf das Armaturenbrett, zurücklegen und Lenkrad gerade halten. Und das teilweise über Stunden. Einzige Abwechslung ist das Tanken, ein Kaffeestopp bei Starbucks und die drei Kontrollpunkte der US Border Control. Erwähnenswert wären auch noch die kleinen Sandtwister, die man sehr häufig sieht, ganze Wälder riesiger Kakteen, die Fahrt durch die Sanddünen und die Geröllberge kurz vor San Diego. Heute durfte Jasmin auch mal an das Steuerrad unseres Highwaydampfers, was mir die Möglichkeit verschaffte, die letzten Berichte in den Laptop zu klimpern. Sie navigierte sicher und schnell durch die Wüstenlandschaft. Während der Fahrt schauten wir immer wieder auf das Außenthermometer, welches an diesem Tag einen Höchstwert von 46 Grad erreichte. So heiß wird es nun, da wir wieder an der Küste sind, nicht mehr werden. Und das ist auch gut so. Etwa 30 Meilen vor San Diego erschien rechter Hand das Schild, welches auf das „California Welcome Center“ hinwies. Ich erhoffte mir letzte Informationen und den einen oder anderen Geheimtipp und fuhr vom Highway ab. Es stellte sich schließlich heraus, dass dieses Welcome Center inmitten eines Outlet Centers lag. Die Stimmung auf dem Beifahrersitz wurde schlagartig ausgelassen. So teilten wir uns schließlich auf. Ich zur Informationsbeschaffung, Jasmin zum Shopping. Leider hatte das Welcome Center geschlossen. Ich glaube, dass es gar nicht wirklich existiert. Ist nur ein Trick, um die Leute hier rein zu locken. Einige Klamotten später saßen wir auch schon wieder im Auto und nahmen die letzten Meilen zum Pazifik in Angriff. In San Diego angekommen stellte sich heraus, dass ich etwas sehr Wichtiges nicht beachtet hatte. Im Urlaub ist einem der aktuelle Wochentag manchmal einfach nicht präsent. Kennt ihr doch sicher auch? Tja, es war Samstag. Samstag in einer der Urlaubshochburgen Kaliforniens. Da ich nicht wusste, ob wir die komplette Strecke schaffen werden, hatte ich kein Hotel reserviert. Die beiden Möglichkeiten, welche ich ausgesucht hatte, waren in einem Fall zu teuer und im nächsten Fall belegt. Da standen wir nun in San Diego, die Sonne war bereits am Untergehen, und hatte keine Bleibe für die Nacht. So begannen wir die Motels und Hotels am Straßenrand ab zu klappern. Leider fanden wir nur ein, für diesen Zustand total überteuertes, Motel. Doch wir hatten keine andere Wahl. Hier war es echt gruselig. Alles war total herunter gekommen und überall tropften die Wasserhähne und Abflussrohre. Später bemerkte ich noch, dass der Klempner des Hauses wohl auch für das Internet zuständig ist. Das funktionierte nämlich auch nur tröpfchenweise. Kurz, diese Unterkunft war eine Katastrophe. Das einzig Gute war jedoch, dass wir durch die Lange Fahrt einen kompletten Tag am Pazifik gewonnen hatten. Für morgen haben wir dann auch gleich ein Motel 6 klar gemacht. Wie lange wir in San Diego bleiben werden, entscheiden wir morgen. Geplant ist dann eine Fahrt in die Stadt, die Besichtigung des Flugzeugträgers USS Midway und Baden im Pazifik.
Fazit: Lange Strecken sind hier kein Problem und Reservieren macht Sinn.

Die, heute weniger spektakulären, Bilder gibt es wieder hier:
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Tag 11: From canyon to canyon
Lulu's sleep ezze motel, „ezze“ bedeutet wohl verschwitzt. Die Nacht war sehr heiß und die Klimaanlage zu laut. Jasmin konnte trotzdem gut schlafen, mal wieder diagonal über das gesamte Bett verteilt. Ich konnte hingegen kaum schlafen. Doch auch diese Nacht ging vorüber und ein neuer, wolkenloser, Tag brach über Arizona herein. Da unser erster Termin an diesem Tag erst 12:15 Uhr begann, hatten wir den Vormittag zum Ausschlafen, gemütlich Frühstücken und cool Baden verplant. Das Wasser des Lake Powell war mal wieder eine echte Wohltat in der Hitze und Trockenheit dieser Gegend. Auch diesmal konnten wir die lustigen Amis bei ihren hochmotorisierten Wassersportaktivitäten beobachten. So verging die Zeit bis Mittag sehr schnell und erholsam. Mit deutscher Pünktlichkeit erreichten wir das Büro der Outdoorfirma, bei der unsere liebe Lulu den Ausflug zu den Antelope Canyons gebucht hatte. Da diese Gegend den Navajo-Indianern gehört, darf man nur in Begleitung eines Indianers in den Canyon. Das sich die roten Brüder dabei eine goldene Nase verdienen, sei ihnen vergönnt. Wir wurden also zusammen mit 4 weiteren Touristen, zwei Mädels aus USA und einem jungen Paar aus Japan, in einen Jeep verfrachtet. Unsere Fahrerin und Führerin war eine Navajo-Frau namens Jacky. Anfangs war sie noch etwas ruhig, wurde aber zusehends lustiger. Die Fahrt war im letzten Abschnitt sehr offroadig. Wir fuhren durch den so genannten Wash des Antelope Canyons. Ein Wash ist bei Unwetter ein reisender Fluss, aber die meiste Zeit des Jahres eine furztrockene Mulde. Hier kann es passieren, dass man, obwohl keine einzige Wolke zu sehen ist, von einer Springflut überrascht wird. Nämlich genau dann, wenn es in den, viele Meilen weit entfernten, Rocky Mountains ein Unwetter gibt. Da sich dem Fluss an dieser Stelle seit Jahrmillionen eine Sandsteinformation entgegenstellte, bastelte sich das Wasser einen unglaublich schönen, engen Weg hindurch. Früher suchten an dieser Stelle Antilopen Schutz vor der Hitze der Wüste und dienten somit als Namensgeber.
Wir stellten also unser 4WD am Eingang dieses Naturwunders ab und gingen hinein. Das erste was einem auffiel sind die Horden an Hobbyfotografen. Sobald man dann selbst erste Bilder gemacht hat, wird einem auch klar warum. Die einzigartigen Formen, zusammen mit der, von oben einfallenden, Mittagssonne erzeugen eine einzigartige Atmosphäre aus Licht und Farbe. Selbst unsere Kamera, die sich als zu schwachbrüstig heraus gestellt hatte, konnte ganz gute Bilder schießen. Jacky zeigte uns die besten Stellen und war sich auch nicht zu schade mit unseren Kameras Bilder zu schießen, selbst im Liegen. Und glaubt mit, die konnte wirklich gut fotografieren. Ich denke, dass sie im Laufe der Jahre schon jedes Kameramodell dieser Welt in der Hand hatte. An besonders schönen Ecken der oben offenen Höhle sammelten sich auch besonders viele Fotografen und es wurde, um besondere Effekte zu erzeugen, immer wieder Sand in die Höhe geworfen. Uns hätten etwas weniger Menschen besser gefallen, aber Alles in Allem ist das schon der Hammer an Formen und Farben. Nachdem wir auch die holperige Rückfahrt überstanden hatten, ging es kurz in den Supermarkt um kühle Getränke zu kaufen. Dann ab ins Auto und auf in Richtung Grand Canyon. Von dieser Attraktion trennte uns 3 Stunden Fahrt. Da auch diese Fahrt durch herrliche Landschaften führte verging die Zeit wie im Fluge. Erste Ausläufer des Gand Canyon deuteten sich an. Wir fuhren über eine Hochebene und zur Rechten sah man, natürlich nur wenn man genau hinsieht, den Spalt. Man kann sich nicht vorstellen, das es dort mal eben 1000 Meter in die Tiefe zu den Ufern des Colorado Rivers geht. Als wir den Eingang des National Parks überwunden hatten, dank unseres Interagency Passes ohne zu zahlen, fuhren wir den ersten Aussichtspunkt an. So standen wir am Dessert View und schauten in das riesige Loch vor uns. 1600 Meter! geht es hier in die Tiefe. Das andere Ende ist zwischen 13 und 26 Meilen entfernt. Ganz unten fließt der winzige Colorado River, der über Jahrmillionen hinweg dieses Wunder geschaffen hat. Man kann die Größe nicht wirklich fassen, geschweige denn fotografieren. Versucht haben wir es trotzdem. So fuhren wir nun die einzelnen Aussichtspunkte entlang der Straße bis zum Visitor Center ab. Besonders schön und aufregend war es für uns am Grand View Point. Warum das so war, erfahrt ihr, wenn ihr die Bilder genau anseht oder abwartet bis wir wieder zu hause sind.
Als wir den National Park verließen ging die Sonne bereits unter. Wir hatten aber noch eine 2-Stunden-Fahrt nach Flagstaff vor uns. Es war 9 Uhr als wir unser Motel 6 erreichten. Schnell schliefen wir nach einem weiteren Tag der extremen Eindrücke ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen genauen Plan für den nächsten Tag. Es gab zwei Varianten, entweder über Kingman und die Route 66 nach Needles in der Maove-Wüste oder eine lange Tour bis nach San Diego am Pazifik. Ich beschloss, dies am nächsten Tag zu entscheiden.
Fazit: Es gibt manchmal Dinge die noch schöner als die Naturwunder sind.

Die farbigen Abbildungen des Tages:
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Freitag, 24. Juni 2011
Tag 10: Welcome to paradies
Nach eisig kalter Nacht erwachten wir leider immer noch in Hatch. Doch es sollte besser werden, sehr viel besser. Da uns hier nichts mehr hielt, packten wir schnell unsere sieben Sachen und machten uns vom Acker. Auf der Route 89 ging es nun nach Süden. Tagesziel war Page in Arizona. Bis auf ein waghalsiges Überholmanöver eines Truckers verlief die Reise ohne große Vorkommnisse. Das die Landschaft, die wir passierten, wunderschön war, muss ich nicht mehr extra erwähnen. Das erste was wir nach knapp 3 Stunden Autofahrt von Page sahen, war der Glen Canyon Damm. Über dessen zugehörige Brücke geht die Route nach Page. Also machten wir einen kurzen Fotostopp und besuchten das Visitor Center. Gegenüber dem Hoover Damm geht es hier deutlich ruhiger zu. Dabei ist der Damm noch größer und nicht weniger spektakulär. Doch wir mussten schnell weiter, da wir immer noch keine Unterkunft für die Nacht gefunden hatten. So führte uns das Schicksal zu Lulus Motel. Dies erwies sich später als absoluter Glücksgriff. Lulu, die Besitzerin, hielt erst einmal einen Vortrag über die Sehenswürdigkeiten von Page und geizte nicht mit guten Tipps. Von ihr erhielten wir auch eine Club-Card für den örtlichen Supermarkt und die Führung durch den Antelop Canyon, für den nächsten Tag, buchte sie uns auch gleich. Und dann folgte mein Lieblingssatz: „By the way, every evening I grill at 7 pm“. Bedeutet, kauft euch was leckeres ich hau das mit auf den Grill. Endlich normale Leute! Meine Laune war nun top. Da Page in erster Linie ein Ferienort für den angrenzenden Lake Powell ist, war unser erste Plan natürlich baden zu gehen. Dank unseres Jahrestickets war der Strandeintritt auch schon beglichen. Neben dem Strand befand sich eine große Slip-Anlage und ein Parkplatz voller Jeeps mit Trailern. Natürlich in american size. Der See ist ein echtes Eldorado für Wassersportler. Neben Jetskis, Speedbooten und Kajaks, sah man natürlich auch Wakeboarder. Wir beobachteten das lustige Treiben von unserem muckeligen Fleckchen Strand aus. Wir waren hier fast alleine. Das Wasser ist nicht zu kalt und total klar. Eine herrliche Abkühlung von der wüsten ähnlichen Hitze. Wegen der erneuten Zeitverschiebung waren wir bereits gegen Mittag am Wasser und konnten so noch Unternehmungen für den späteren Nachmittag einplanen. Ich wollte gerne eine Führung im Damm machen und Jasmin schloss sich an. Ich glaube, dass lag an den Echsen am See. Unser Führer durch den Damm hatte Wurzel in Kiel und konnte ganz gut deutsch sprechen. Die Führung war sehr interessant, aber typisch amerikanisch. Da nach der Dammführung und vor dem Barbecue noch Zeit war, fuhren wir noch einen der spektakulärsten Aussichtspunkte der USA an, Horseshoe View. Hier macht der Colorado River einen 180 Grad Kehre. Wenn man da oben steht und in die Tiefe sieht, wird man ganz klein. Ein mal mehr zeigt sich die Natur Nordamerikas von ihrer schönsten Seite. Doch nun ab in den Supermarkt. Es musste noch Grillgut besorgt werden. Das dies hier kein Problem sein wird war klar. Nur für Vegetarier ist das Land ungeeignet. Lange stand ich vor dem Regal mit den toten Tieren. Man soll einfach nicht mit Hunger einkaufen gehen. Schließlich fand ich etwas passendes und auch für Jasmin wurde eine alternative gefunden. Es gab sogar deutsches Weißbier. Im Motel machten wir uns kurz frisch und dann ging das Grillen schon los. Lulu beherrschte ihr Steakbratgerät sehr gut, und so lagen wenig später die leckeren Teilchen auf einem Teller vor mir. Zusammen mit zwei eiskalten Franziskaner Weißbieren aus München wurde alles verputzt. Die passende Barbecue-Sauce gab es von Lulu direkt dazu. Überhaupt war ihre Küche für jeden zugänglich und man konnte sich nehmen was man so braucht. Aus diesem Grund erhält Lulus Motel von mir 3 Sterne. Wer in der Nähe von Page nächtigen will, gehe zu Lulu. Da auch der schönste Tag einmal zu Ende geht, war es für uns Zeit ins Bett zu gehen.
Morgen werden wir den Antelop Canyon sehen und dann weiter zum Grand Canyon fahren. Das Motel in Flagstaff ist bereits reserviert.
Fazit: Alles wird gut und nichts geht über totes Tier mit Weißbier.

Die Bildchen:
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